Schafwolle, Bastmatten, Wasser und Kraft, aber vor allem das Wissen um eine jahrhundertealte Tradition, sind notwendig, um die klassischen kirgisischen Filzteppiche – Shyrdaks und Alakiyis – herzustellen. Über Generationen hinweg waren diese kunstvollen Teppiche von essenzieller Bedeutung für das Leben in Jurten und der Stolz jedes Haushalts. Das Schlagen der Schafswolle, das Färben und Legen der Muster sowie das stundenlange Treten und Kneten des nassen Filzes sind körperlich anstrengende Arbeiten, die ausschließlich den Frauen in jeder Familie obliegen. Doch im Wandel der Zeit geriet diese Tradition in Vergessenheit.
Das änderte sich im Winter 1996, als eine Gruppe von Frauen im Süden Kirgisistans, in der Region Naryn, die alte Handwerkskunst wiederbelebte. Nach dem Zerfall der Sowjetunion und den damit verbundenen wirtschaftlichen Schwierigkeiten sahen sie im traditionellen Teppichhandwerk eine neue Chance. Schnell schlossen sich immer mehr Frauen an, und es wurde klar, dass eine formelle Organisation notwendig war: Altyn Kol wurde gegründet. Diese NGO bündelt das Wissen und Können der Frauen und schafft durch den Verkauf der Filzprodukte eine Einkommensquelle. Die Interessen der privaten Produzentinnen stehen im Mittelpunkt, was vielen Frauen und ihren Familien finanzielle Unabhängigkeit ermöglicht.
Noch heute werden alle Shyrdaks und Alakiyis individuell von Frauenhand gefertigt und spiegeln das traditionelle kirgisische Wissen um Muster, Symbole, Färbung und Nähtechniken wider. Altyn Kol, was übersetzt „Goldene Hände“ bedeutet, steht für die meisterhafte Handwerkskunst, die diese Teppiche zu einem kulturellen Schatz macht.
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